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Zwischen gelebter Freiheit und Dauerbelastung: Mein Leben als Heavy-Flixbus-User

Der Aufhänger für diesen Text könnte schöner eigentlich kaum sein, denn während ich diese Zeilen verfasse, sitze ich gerade im Flixbus und bin kurz davor, in meine Heimatstadt Hamburg zurückzukehren. Aufmerksame StudentsStudents-Leser werden sich erinnern: Vor ein paar Tagen war ich von der Hansestadt nach Weimar gefahren. Hier hörte der Spaß aber nicht auf, denn mein Aufenthalt in Thüringen war nur für zwei Tage angedacht und es folgten im Anschluss noch Fahrten nach Hannover und Münster. Jetzt komme ich endlich wieder zu Hause an und freue mich ein wenig, den Rest der Woche nirgendwo mehr hinfahren zu müssen. Am Wochenende danach sieht die Geschichte aber schon wieder anders aus: Da fahre ich nämlich einen Freund in Oldenburg besuchen. Natürlich im Flixbus.

Die Fahrten mit den knallgrünen Fernbussen haben bei mir in den letzten Jahren enorm zugenommen – wenn es so etwas wie eine Bahncard für Flixbus gäbe, würde ich wohl geradezu gierig danach greifen. Ein Blick auf mein Handy verrät mir, dass ich allein im letzten Jahr schon 37 Fahrten hinter mir habe – und das schließt noch nicht die Reisen ein, bei denen ich dann doch mal zu anderen Verkehrsmitteln wie der Bahn oder dem Auto gegangen bin. Der Grund für diese vielen Fahrten lässt sich gar nicht so genau beziffern – er liegt auf jedem Fall nicht im Pendelverkehr zur Uni, den einige Studis tagtäglich durchmachen müssen. Ich wohne in der selben Stadt, in der ich auch studiere, und kann mir überhaupt nicht vorstellen, auch noch den Weg zu meinen alltäglichen Aufgaben in den Fernverkehr legen zu müssen.

Anderseits muss ich reflektieren, dass meine Beweggründe beim vielen Reisen wohl ganz ähnlicher Natur sind. Ich bin schlicht oft unterwegs, um meine Freunde zu besuchen, die in ganz Deutschland verstreut sind. Wenn Menschen ihre Heimatstadt nicht verlassen wollen, obwohl ihre Uni kilometerweit entfernt ist, dann machen sie das wohl auch, weil sie ihr soziales Umfeld nicht verlassen wollen. Im Grunde tun sie also dasselbe wie ich, haben aber eine unterschiedliche Priorisierung ihres Wohnorts. Natürlich liebe ich Hamburg und vor allem liebe ich auch eine Menge Menschen, die nur ein paar Stationen mit dem HVV entfernt wohnen. Aber doch ziehen mich gewisse Menschen und Ereignisse immer wieder in die Ferne.

Ich empfinde mein Leben in dieser Hinsicht als Fluch und Segen zugleich. Einerseits liebe ich es, dass ich durch meine Kontakte mittlerweile fast überall ein Bett habe, dass ich durch meine Bekanntschaften und Reisefreudigkeit so viele Orte zu sehen bekomme und dass mein Leben stets seine Spannung bewahrt. Anderseits fühle ich mich gerade auch wieder ganz schön überlastet. Am Liebsten würde ich wohl all die Menschen, die mir etwas bedeuten, auf eine Insel karren und dort mit ihnen zusammen mein Leben verbringen. So viel Einem Unternehmungen wie diese nämlich auch bedeuten können, irgendwann ist alle Energie für solche Aktionen auch mal raus. Und obwohl uns immer vorgehalten wird, wir sollten die Freiheit in unserem Studium nutzen, sollten wir vielleicht auch darüber nachdenken, ob diese Freiheit nicht vielleicht auch darin liegt, unsere Zeit für uns zu nutzen. Denn unentwegtem Stress können wir uns auch im Job aussetzen – dafür dürfen wir jetzt ruhig noch etwas Platz lassen.

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