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#HWPbesetzt: Ein Zwischenfazit

HWP besetzt

Lange gab es im Diskurs der Universität Hamburg kein solch breit diskutiertes Thema wie die Bewegung „HWP besetzt“. Knapp eine Woche hatten Studierende das Gebäude der ehemaligen Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik („HWP“), die heute den Fachbereich Sozialökonomie bildet, besetzt und damit auch für Ziele protestiert, die weit über die Interessen des eigenen Fachbereichs hinausgehen. Mittlerweile ist die Vollbesetzung des Gebäudes wieder ausgesetzt, eine Teilbesetzung und Diskussion über die Themen der Gruppierung laufen aber weiterhin.

Lernen
Ist unsere Forschung eigentlich gesellschaftlich relevant?

Die Aktionen der Bewegung wurden dabei vor allem unter den Studierenden des eigenen Fachbereichs nicht ausschließlich positiv bewertet. Durch die Besetzung des HWP-Gebäudes musste der Lehrbetrieb des Fachbereichs eingestellt werden und Unmut machte sich gerade unter denjenigen Studierenden breit, die täglich aus anderen Städten zur Universität Hamburg pendeln und dann vor verschlossenen Türen standen. Die öffentliche Debatte um dieses Thema ist dabei aber trotzdem als wichtig und positiv zu bewerten, denn die Bewegung setzt sich für maßgebliche Themen ein, die nicht nur die Studierenden des eigenen Fachbereichs, sondern einen Großteil der Bevölkerung ansprechen.

Worum geht es bei „HWP besetzt“?

Konkreter Anlass für die Aktionen der Bewegung sind die finanziellen Mittel der Orientierungseinheit, die von ursprünglichen 29.000 Euro auf 12.500 Euro gekürzt wurden. Die grundlegenden Ziele von „HWP besetzt“ gehen aber weit über die Rückerhaltung des früheren Budgets hinaus. Die Studierenden hinter der Organisation verstehen die Kürzung der OE als weiteren Einschnitt in ein Universitätsleben der kritischen Wissenschaft, das sich seit der Einführung des Bachelor-/Master-Systems zunehmend in vielen Hochschulen abzeichne. Studierende würden sich nur noch nach Leistungsdruck und dem Wunsch nach guten Noten richten, ohne sich dabei mit kritischen und gesellschaftlich relevanten Themen ihres Fachgebiets auseinanderzusetzen (wozu die Probleme der Bologna-Reform führen können, haben wir erst kürzlich in einem anderen Artikel besprochen). „HWP besetzt“ fordert eine Lockerung dieser Strukturen und setzt sich für einen kritischen Diskurs mit Wissenschaft und Universität ein.

Wissen
Wissen sollte allen helfen.

 

Was hat der Protest bisher ergeben?

Der ersten Forderung der Gruppierung wurde vom Präsidium bereits stattgegeben: Das Budget der Orientierungseinheit wurde wieder erhöht und wird im kommenden Jahr sogar bei 45.000 Euro liegen, was sogar deutlich über dem geforderten Ursprungsetat liegt. Damit hat die OE wieder die finanzielle Möglichkeit, einen Einstieg in ein kritisches und differenziertes Studium zu bilden. Die Teilbesetzung eines Raumes im Fachbereich dient außerdem dem Schaffen einer zusätzlichen Plattform, in dem für eine langfristige Verbesserung der Umstände gearbeitet werden kann. Als Reaktion auf die Aktion von „HWP besetzt“ hat außerdem die Gruppierung „Autonome Uni“ einen Teil des „Pferdestalls“ ebenfalls besetzt. Hier sollen zukünftig Seminare für jedermann stattfinden, nicht nur für Menschen mit Abitur.

Autonome Uni
Ebenfalls besetzt: der Pferdestall.

Muss ich das gut finden?

Diese Frage muss und sollte jeder für sich selbst beantworten. Einerseits ist es sicherlich als absolut positiv zu bewerten, dass sich von der Seite der Studierenden gegen die Restriktionen der Bologna-Reform gewehrt wird, dass die einseitige Förderung von Wissenschafts-Mainstream in Frage gestellt wird und dass der Weg zu gesellschaftlich relevanten Themen ohne monetäre Vorgaben geebnet werden soll. Trotzdem fühlen sich viele Studierende durch den Eingriff der Bewegung gestört und kritisieren, dass diese autonom das Zepter in die Hand nehmen, obwohl sie nicht der Interessenmehrheit angehören würden.

Debatte
Ohne Debatte kann es keinen Konsens geben.

Gerade letzterer Punkt zeigt aber überdeutlich, wie wichtig es ist, sich mit Hochschulpolitik auseinanderzusetzen und den Diskurs auf dem Campus aktiv mitzugestalten, denn wie kann es überhaupt so etwas wie eine Mehrheit geben, wenn sich ein Großteil der Studierenden überhaupt nicht positioniert? Die minimale Wahlbeteiligung bei Parlamentswahlen zeigt erschreckend, wie politikverdrossen die Studierenden der Universität Hamburg sind. Bewegungen wie „HWP besetzt“ zeigen aber, wie wichtig die Auseinandersetzung und Mitgestaltung solcher Themen ist – ganz egal, auf welcher Seite man steht.

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