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„Und was wird man damit?“ – Das Studium als Mittel zum Zweck

Wer nicht gerade Jura studiert, der hat die im Titel genannte Frage mit Sicherheit schon zur Genüge gehört. Tanten, die man nur alle paar Jahre mal beim Kaffeekränzchen der biederen Familienfeier sieht, benutzen sie gerne, um sich über die Zukunftsplanung ihrer Nichten und Neffen zu informieren. Neue Bekanntschaften auf Partys werden durch diese Frage gern am Small Talk gehalten. Und schließlich sind es oft auch die Studierenden selbst, die sie sich immer wieder stellen. Im Grunde ist daran ja auch nichts verkehrt. Ein wenig Weitsicht in unserer Zukunftsplanung ist mehr als gesund, und natürlich wählen wir unser Studium in vielen Fällen auch im Hinblick auf eventuelle berufliche Perspektiven. Nur: Sollte uns das Studium selbst nicht auch interessieren?

Natürlich wäre es provokant und in den meisten Fällen auch falsch zu behaupten, man würde einen Studiengang nur ertragen, weil man damit später einen tollen und hoch dotierten Beruf ausüben könnte. Dennoch ist es auffällig, dass die Frage nach den Berufsaussichten in vielen Fällen vor der Frage nach den Studieninhalten steht. Das Studium wird so zur notwendigen Überbrückung von Zeit diffamiert, zu einem Hindernis auf dem Weg ins Arbeitsleben. Und das, obwohl paradoxerweise gleichzeitig immer wieder betont wird, dass das Studium die „tollste Zeit des Lebens“ sei.

Alles muss geplant sein. Aber planen wir überhaupt das Richtige?

Warum können wir uns über unser Studium als solches einfach nicht mehr freuen? Wieso jammern wir beständig über Klausurenphasen und stöhnen beim Schreiben von Hausarbeiten? Wieso rücken die Inhalte unseres Fachs zunehmend in den Hintergrund und sind nur noch ein Damokles-Schwert über uns, das uns von guten Noten abhalten will? Der Druck, beruflich erfolgreich zu sein, hängt damit wohl stark zusammen. Auch das Gefühl, an der Uni nur noch eine Ausbildung und keine geistige Bereicherung mehr zu erfahren, hat durch den Einstand des Bachelor-Master-Systems deutlich zugenommen. Stringente Regularien und diktierte Studienordnungen sorgen nicht gerade für freiheitliche Entfaltung, sondern eher für das systematische Ablaufen einer Aufgabenliste. So entsteht eine Universität, die uns den beruflichen Weg scheinbar vorzuzeichnen scheint und die durch immer frühere Spezialisierung dazu führt, dass wir uns bereits früh für alles Weitere festlegen müssen.

Dieser Kommentar soll kein Appell sein, den Gedanken an Berufsaussichten keinen Wert mehr zu geben. Aber vielleicht täte es uns allen gut, wenn wir uns die Chance gäben, etwas organischer im Studium zu wachsen. Wer weiß schon bei seinem Antritt als Ersti genau, was ihn gänzlich erfüllt? Die Aufgabe der Uni sollte eigentlich sein, auch genau dies zu offenbaren. Wer aber schon zu Beginn des Studiums nur an den Beruf denkt, der verpasst ironischerweise die Möglichkeit, sich selbst zu entdecken und eine Perspektive zu finden, die ihm wirklich zusagt. Und das wäre ganz schön traurig.

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