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Leistungspunkte – leistungsgerecht?

Wir Studis streben in unserer Tätigkeit nach Wissen, nach Selbsterfahrung und dem Ausbau einer persönlichen Identifikation. Und doch ist eines unserer liebsten Ziele auch das effiziente Erobern von Leistungspunkten. Wer seinen Bachelor-Abschluss haben möchte, der muss im Regelfall 180 davon gesammelt haben. Leistungspunkte sind unser Zeugnis dafür, wie viel Zeit wir in unser Studium gesteckt haben, die virtuelle Währung für weiterführende Karrieren und doch erstmal nicht an eine Qualität der Leistung gekoppelt. Unsere Credits sind in diesem Sinne wie kleine Panini-Bildchen zum Sammeln, die im Endeffekt nur etwas über unser Durchhaltevermögen und nicht über unsere tatsächliche Kompetenz aussagen.

Die Eindimensionalität der Leistungspunkte klingt auf dem Papier ganz einleuchtend – umso irritierender, dass ihre Logik in der Realität alles andere als klar ist. Nach dem im Bachelor-Master-System europaweit einheitlichen ECTS-Standard entspricht ein Leistungspunkt einem Arbeitsaufwand von 25 bis 30 Stunden. Dass diese Definition nicht wirklich akkurat ist, weiß aber eigentlich jeder, der mindestens zwei Semester studiert hat. Manche Dozenten schmeißen einem die LP förmlich hinterher. Eine Anwesenheit ist nicht erforderlich, Leistungsnachweise müssen nur über mit Google zu lösende Online-Tests erfolgen oder das Seminar findet generell nur alle zwei Wochen statt. Wieder andere Kurse verlangen das komplette Gegenteil. Neben einem Referat wird noch eine Hausarbeit, ständige Anwesenheit sowie rege Beteiligung an den Diskussionen und obendrein noch regelmäßige Hausarbeiten erwartet. Der Mehraufwand lässt sich oft nicht in der Steigerung der Credits ablesen – vielmehr erscheinen die Anforderungen in den Seminaren geradezu willkürlich. Das lässt sich am besten in eigentlich verwandten und de facto gleich aufgebauten Fächern wie den beiden Musikwissenschaften ablesen: Eines der Seminare in der Historischen Musikwissenschaft mit Referat und Hausarbeit wird mit sechs Punkten belohnt, die Kollegen der Systematischen Musikwissenschaft vergeben für das selbe Format deren acht.

Insofern ist das LP-System eigentlich geradezu redundant. Wir alle müssen am Ende unseres Bachelor-Studiums 180 Punkte erreicht haben, und doch verlangen etwa Naturwissenschaften von uns viel mehr Veranstaltungen als die Geisteswissenschaften. Eine Vergleichbarkeit ist nicht gegeben. Vielleicht spielt das aber auch gar keine so große Rolle – denn im späteren Leben zählt sowieso nur, was wir gelernt haben und wie kompetent wir unser Fachgebiet ausfüllen. Dazu müssen wir uns nicht mit Leistungspunkten vergleichen, denn unsere Fähigkeiten können wir noch immer selbst am besten definieren.

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