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BWL geht gar nicht! Warum wir den zwanghaften Drang zum Besonderen haben

Die Etablierung der individuellen Persönlichkeit ist ein Prozess, der nicht erst mit der Wahl des Studiums beginnt, sondern bereits mit dem Einsetzen der Pubertät seine ersten Schritte macht. Plötzlich reichte es uns nicht mehr, einfach unreflektiert in den Tag zu leben, plötzlich wollten wir Charakterstärke, markante Eigenschaften und Selbstständigkeit beweisen. Die Auswirkungen dieser Denkweise schlagen bei vielen Jugendlichen ganz unterschiedlich aus: Manche geben die Sportskanone und definieren sich über ihre Fähigkeiten beim Pausenhof-Fußball, andere beginnen sich schwarz anzuziehen und laute Rockmusik zu hören, wieder andere beginnen mit dem Rauchen, um ihrer Rebellion auch optischen Ausdruck zu verleihen. Die Ergebnisse der pubertären Adoleszenz-Findung sind sehr verschieden, sie rühren aber alle aus dem selben Kern: Wir wollen anderen zeigen, wer in uns steckt und was uns auszeichnet. Wir alle wissen das und schauen deswegen manchmal überlegen schmunzelnd auf unsere Jugend zurück. Nur: Im Grunde hat sich an dieser Attitüde bei vielen auch im Erwachsenenalter nichts geändert.

Wer einmal das Jahrbuch seiner alten Klassenkameraden durchgeht und über deren aktuelle Karriereziele nachdenkt, der wird in Zeiten der sozialen Medien sicherlich zu fast jedem einige Punkte nennen können, die in dessen Leben gerade wichtig sind. Was wir früher nur auf alle Jahrzehnte mal stattfindenden Klassentreffen herausfinden konnten, ist heute allgegenwärtig. Jeder weiß, was der andere gerade macht – und wir wollen das auch so! Viele kehren ihren individuellen Weg via Instagram-Profil stolz nach außen, geben das Bild ab, das die Öffentlichkeit von ihnen wahrnehmen soll. Der Vergleich mit den anderen wird so unser täglich Brot und ein Vorgang, der eigentlich bedenklich ist: Denn was tun wir, wenn unser inneres Profil nicht so spannend ist wie das der anderen? Normalität wird zum No-Go. Wessen Lebenslauf nicht in das Mindestmaß an Extravaganz passt, der hübscht ihn online eben auf. Wir selbst fühlen uns dabei eventuell sogar so überlegen, dass wir andere krampfhaft von unserem Lebensstil überzeugen wollen und probieren uns als Motivationsredner aus, die vorgeben, nur auf das Wohl der Follower bedacht zu sein, in Wahrheit aber pure Selbstbeweihräucherung betreiben.

Verlierer auf diesem Weg sind vor allem diejenigen, deren Karriereoptionen nicht in das Weltbild der individuellen Größe passt. Und sogar diejenigen, die auf dem Weg sind, weltweit anerkannte Astrophysiker zu werden, fühlen sich mitunter unter Druck gesetzt, weil die Karrieren des virtuellen Freundeskreises optisch noch um einiges aufregender aufgemacht sind. Dabei sollten wir uns wieder auf die wirklich wichtigen Werte konzentrieren: Das Wichtigste bei der Planung der eigenen Wege ist und bleibt nämlich immer noch die Selbstzufriedenheit. Wenn wir uns aber so sehr auf unsere Außenwirkung versteifen, geht nicht nur unser eigener Fokus verloren – wir sorgen auch dafür, dass andere ihren Fokus verlieren.

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