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Freiraumkultur – Wieso, weshalb, warum?

Ich vermute, dass kaum einer bis jetzt von Barco Liberado gehört hat. Wie auch? Ist ja schließlich in Rahlstedt. Und bei dem Wort Freiraum denken die meisten wohl an scheiternde Beziehungen und eher weniger an besetzte Kirchen oder Uni-Keller. Für mehr Licht im Dunkeln habe ich mich deswegen mit dem Freiräumler Toni getroffen, der mir ein bisschen was zum Thema Freiraumkultur erzählen konnte.

Barco Liberado, was ist das überhaupt?

Diesen Sommer haben sich ein paar Leute zusammengeschlossen und die leerstehende Thomas-Kirche im Hamburger Stadtteil Rahlstedt besetzt bzw. befreit (Ich denke das ist perspektivenabhängig). Das gekaperte Schiff sorgte schon für einige Schlagzeilen, immer mit ein bisschen Sorge im Unterton. (Artikel aus der taz) Doch mittlerweile steht es wohl ganz gut um den neuen Freiraum. Der viele Platz wird von einigen Freiräumlern organisiert und steht für eine Menge Veranstaltungen zur Verfügung: Konzerte, Filmabende oder gemeinsame Abendessen. Partys kommen natürlich auch nicht zu kurz.

Und was ist jetzt nochmal genau ein Freiraum?

Jeder Mensch einer Gesellschaft braucht Raum zum Sein. Auch, wenn dieser nicht in die gemalten Raster passt.

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Entstanden ist die Freiraumkultur aus der Hausbesetzer-Szene und während der Studentenrevolte in den 1960er Jahren. „Der Gedanke, der hinter allem steht, ist sich von Autoritäten und Machtinstanzen nicht da bevormunden zu lassen, wo sie nicht mitzureden haben“, erklärt mir Toni. Mittlerweile hat sich der Gedanke ein wenig gewandelt.  Freiräume, so auch das Barco Liberado zum Beispiel, sehen sich als Räume für kulturelle und politische Bildung. Dazu gehört es, sich selbst zu organisieren, Veranstaltungen zu planen, sich auszutauschen, Meinungen zu bilden und vor allem auch andere Meinungen zu tolerieren lernen.

Da unser Alltag gefüllt ist, mit Vorlesungen, Nebenjobs und anderen Wichtigkeiten, bieten Freiräume an Universitäten jedem Studierenden die Möglichkeit, seinen Geist außerhalb der Muster und Module zu stärken.  Von Autoritäten werden Freiräume (auch bei uns an der Uni) oft als gefährlich wahrgenommen. Es könnten Untergrundbewegungen entstehen oder politisch extreme Veranstaltungen geplant werden. Vielleicht ist die Sorge nicht ohne Grund, schließlich ist die Wurzel der Kultur genau daraus entstanden, diese Hierarchien abzuwürgen. Doch Menschen einen Raum zum Ausleben zu verbieten, ist wohl schier unmöglich.

„An sich entstand die Freiraumkultur nicht grundsätzlich aus einer politischen Idee heraus. Aber es werden natürlich viele linke Ideen ausgelebt“, meint Toni. Dazu gehörten eben nicht nur das Aufbrechen hierarchischer Strukturen, sondern viel mehr auch der Wunsch, den Kapitalismus unserer heutigen Gesellschaft zu überwinden – zu spenden, zu teilen, zu geben.

Dass nun in Rahlstedt eine ehemalige Kirche zu einem neuen Freiraum wurde und sich immer mehr festigt, finde ich sehr interessant. Auf den ersten Blick passt das beides kaum zusammen, denn die Kirche an sich, wie sie entstand und leider noch besteht, lebt von Hierarchien und dem Vorgeben eines Weltbildes. Trotz dieser veralteten Strukturen, waren Kirchen immer Treffpunkte und ein Raum der Offenheit und des Zusammenhalts.

Letzten Endes stecken auch in unseren heutigen Freiräumen diese Ideologie, der Überwindung von Grenzen. Nur, dass sie hier nicht bloß gepredigt, sondern vor allem ausgelebt wird.

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