Es gibt nicht unbedingt viele Studenten, die wehleidig auf ihre Schulzeit zurückblicken. Mindestens zwölf Jahre lang hat man hart geackert, über den Hausaufgaben geächzt und über die strenge Taktung des Stundenplans gestöhnt. Doch endlich war das Abitur und das obligatorische Auslandsjahr in Australien geschafft, fortan sollte alles anders werden! Endlich wollte man an einer Universität studieren und lernen, einem Ort, an dem man sich selbstbestimmt ausleben und die Freiheit duften kann. Tja, Pustekuchen, denn allen Studierenden der Universität Hamburg steht da leider eine ominöse Plattform namens STiNE im Weg. Ein System mit derartig vielen Tücken und Problemen, dass es eine eigene Hotline und Beratungsbeauftragte in den Fachbereichen benötigt. Auf der Info-Seite der Plattform steht nach wie vor, dass STiNE in den kommenden Semestern noch „optimiert und ergänzt“ werde. Ein durchaus eleganter Zeitplan für ein System, das bereits seit dem Wintersemester 2006/07, also seit gut zwölf Jahren, online ist. Liebe Entwickler, nehmt euch doch bitte folgende Punkte zu Herzen:
Welche Module hatte ich jetzt schon fertig?
Ein Studium dauert gerne mal einige Jahre und wird schnell unübersichtlich, vor allem dann, wenn man es mit der Regelstudienzeit nicht ganz so genau nimmt. Deswegen muss man manchmal schon nachschauen, welche seiner Module man nun bereits erledigt hatte und welche noch anstehen. Wie gut, dass es da eine Online-Plattform gibt, in der man all das problemlos einsehen kann – oder auch nicht. Denn in STiNE kann man aus unerfindlichen Gründen nach einer Kursanmeldung nicht mehr nachvollziehen, in welches Modul man diese gelegt hat. Folglich dürfen wir das nach jedem Eintrag handschriftlich notieren. So zentral organisiert ist das irgendwie gar nicht.
In STiNE gibt es eine automatische Studenplan-Funktion. Die wäre schön und gut, wenn sie denn funktionieren würde. Stattdessen ist es reine Glückssache, ob eine gewählte Veranstaltung darin nun auftaucht oder nicht. Deshalb müssen wir uns entweder alles sehr gut merken oder selbst notieren. Und unbedingt den Erstis erklären, dass sie sich auf diese tückische Funktion auf keinen Fall verlassen sollten.
Wie sieht es zur Zeit mit meiner Durchschnittsnote aus?
STiNE hat ein Leistungskonto. Das rechnet eure aktuellen Noten aber nicht nach jedem abgeschlossenen Kurs ein, sondern erst, wenn ihr ein ganzes Modul beendet habt. Dadurch kann es manchmal mehrere Semester dauern, bis ihr die Auswirkungen eurer Hausarbeiten auf die Gesamtnote nachvollziehen könnt – und bis dahin hattet ihr den verhauenen Kurs von damals vielleicht schon komplett vergessen. Wenn ihr eure Durchschnittsnote also trotzdem immer tagesaktuell wissen wollt, dann bleibt euch nur – ihr ahnt es schon – selbst aufschreiben.
Darf ich jetzt meine Bachelor-Arbeit schreiben oder nicht?
Dank STiNE müsst ihr euch nicht mehr selbst um die Anrechnung eurer Kurse kümmern, die Dozenten tragen eure Leistungen einfach in euren Account ein. Zumindest theoretisch, denn wer Professoren kennt, weiß, dass das manchmal ein paar Semesterchen dauern kann. Anstatt sich also einfach nach dem Abschluss einer Veranstaltung euren Schein abzuholen, müsst ihr darauf hoffen, dass jemand anderes das selbstständig für euch erledigt. Und wenn er das nicht tut, dann müsst ihr ewig hinterherrennen. Praktischer ist das nicht gerade.
Was ist eigentlich dieses STiNE, von dem alle immer reden?
Ja, richtig gehört, auch nach so langer Zeit sind noch immer nicht alle Master-Studiengänge in STiNE implementiert. Ob das jetzt angesichts der oben genannten Punkte tatsächlich ein Problem ist, ist eine andere Frage.
Wie sind eure Erfahrungen mit STiNE? Hattet ihr dort auch schon einmal Probleme oder seid ihr eigentlich ganz zufrieden? Kommentare sind wie immer erwünscht!