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Hör auf mit dem Getippe! Sollten wir in Vorlesungen zurück zur Zettelwirtschaft?

Laptop

Vor einigen Monaten stellte ich mich für StudentsStudents einem Selbstexperiment: Ich setzte mich als Kulturwissenschaftler in eine BWL-Vorlesung, um den Schrecken der von Vorurteilen behafteten Seite kennenzulernen. Bemerkenswert war an diesem Tag Vieles für mich. Zum Beispiel die Begeisterung des Professors, der in voller Inbrunst den Besuch zweier echter Wirtschaftsprüfer wie die Ankunft Jesu Christi persönlich feierte. Der riesige Hörsaal, den ich als Student eines nieschigen Spartenfachs nur von Stock-Fotos mit dem Schlagwort „Universität“ kenne. Und die letzten Reihen, in die ich mich aus strategischen Gründen auch gesetzt hatte. Dort konnte ich aus erster Hand beobachten, wie einer der Studenten zwar mit seinem Smartphone ständig Snaps verschickte, in denen er bekundete, sich gerade weiterzubilden, dabei aber nur auf seinem Laptop unaufgeregt Browser-Games spielte.

Dieses Bild des von vorne produktiv wirkenden, aber eigentlich nur maximal abgelenkten Studenten kam neulich wieder in mir hoch, als mir jemand erklärte, dass er es für unangebracht hielt, in kleinen Seminaren ständig mit dem Laptop mitzuschreiben. Das ständige Tippgeräusch würde den Dozierenden doch nur aus dem Konzept bringen und außerdem böte der Laptop doch zu viele Ablenkungsmöglichkeiten, die nicht sinnig für einen intellektuellen Kontext sein könnten. Letzteren Punkt kann ich nach meinem BWL-Erlebnis definitiv unterstreichen und doch will ich meinen Laptop im universitären Leben nicht mehr missen, seit ich mich einmal damit organisiert habe.

Es ist schlicht so praktisch, all seine Dokumente an einem Ort zu haben. Mein Laptop ist wie der gut sortierte, mit Karteikarten bestückte Ordner, den besonders emsige Studierende früher sorgsam gepflegt hatten. Diese Ordentlichkeit gepaart mit dem Willen zur kontinuierlichen Organisation hatte ich nie, und deswegen sahen meine „Mappen“ (wenn ich denn überhaupt welche hatte) immer so aus, als wäre ich einmal in den Altpapier-Container gestiegen und hätte mir eine Handvoll Zettel-Fetzen gegriffen. Insofern bin ich so froh über mein digitales Endgerät – hier kann ich höchstens in Ordnerstrukturen für Chaos sorgen, die in meinem Rucksack zu transportierende Masse bleibt immer gleich und verknickt nicht. Mich persönlich bringt der Rechner sogar dazu, mehr mitzuschreiben – ist ja nicht so, als hätte ich mich auf Papier nicht auch mit irgendwelchen abstrakten Malereien beschäftigt.

Dass es störend sein kann, wenn zwanzig Studis permanent emsig Notizen tippen, kann ich zwar bedingt nachvollziehen – aber letztendlich müssen wir auch mal bekennen, dass wir uns im Jahr 2019 befinden. Computer sind vielleicht höchstens noch für Angela Merkel ein Fremdkörper, aber doch nicht im alltäglichen Leben von jemandem, der an einer Universität tätig ist. Was ich mich nur frage: Was ist eigentlich Ressourcen-schonender? Wie viele Protokolle müsste ich wohl auf meinem Laptop statt auf Zetteln schreiben, um die durch den Bau des Computers verwendeten Materialien wieder auszugleichen? Da könnte man mal eine Studie zu starten. Ich schmeiße mal meinen Laptop an…

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