Noch vor einem halben Jahr habe ich neben dem Studium in einem Café gejobbt. Die Bezahlung war ordentlich, die Arbeitszeiten äußerst flexibel, mein Fußweg von der Uni zu meinem Arbeitsplatz betrug nur wenige Minuten. Die Rahmenbedingungen waren also äußerst günstig, und doch hat mich dieser Job letzten Endes mehr belastet, als er mir genutzt hat. Dafür sorgten nicht nur ein paar Kollegen, mit denen ich regelmäßig aneinandergeriet, sondern vor allem die Arbeit selbst, die anderen viel Freude zu bereiten schien, mich aber regelmäßig stresste. Ich musste schließlich feststellen, dass die Gastronomie wohl niemals meine persönliche Branche werden würde.
In diesen vier Monaten habe ich eine wichtige Lektion gelernt, denn ich war selbst überrascht festzustellen, wie sehr einen ein Nebenjob belasten kann. Auf der Arbeit war ich in der Woche durchschnittlich nur zehn Stunden, und doch beherrschte dieser Job meinen Alltag mehr als alles andere. Jeder Gang zur Arbeit kam mir wie eine Tortur vor und an jedem freien Tag musste ich daran denken, wann ich wieder arbeiten musste. Die Dominanz des Themas war in meinem Alltag deutlich präsenter, als es die Bezeichnung „Nebenjob“ eigentlich suggerieren würde. Mein Studium, das ich sehr liebe und eigentlich meine Hauptaufgabe sein sollte, rückte gedanklich immer ferner. Ich fühlte mich oft unkonzentriert und ausgelaugt, meine Gedanken schienen sich im Kreis zu drehen.
Mein Erlebnis zeigte mir, dass es auch im Studium bereits entscheidend ist, die Wahl des Nebenberufs nicht ausschließlich vom monetären Vorteil abhängig zu machen. Auch ein Minijob kann große Einflüsse auf den Alltag haben, tiefere Gedanken über die Berufswahl müssen nicht erst erfolgen, wenn wir unseren Master in der Tasche haben. Ein Job kann über die Lebensqualität auch dann entscheiden, wenn dessen zeitlicher Aufwand nicht dem einer Vollzeittätigkeit entspricht. Auch so eine Arbeit sollte uns daher im Idealfall Spaß machen und uns vielleicht sogar schon in die Richtung weisen, die wir später einmal beruflich einschlagen wollen.
Leider ist das oft leichter gesagt als getan. Studi-Jobs gibt es zwar wirklich zuhauf, in vielen Fällen bestehen diese aber eben aus den Tätigkeiten, die sonst keiner machen möchte. Wir müssen der Realität schließlich auch ins Auge sehen: Bevor wir unseren Bachelorabschluss haben, sind wir im Regelfall unqualifizierte Arbeitskräfte. Traumjobs dürfen wir deshalb in den seltensten Fällen erwarten. Und manchmal sind wir eben auch so sehr darauf angewiesen schnell unsere Taschen zu füllen, dass wir keine andere Wahl haben, als eine ungeliebte Tätigkeit anzunehmen. Gleichzeitig müssen wir lernen, nicht jeden kruden Zustand zu akzeptieren, weil es ja „nur“ ein Studentenjob ist, denn auch diese spielen in unserem Leben eine entscheidende Rolle. Andersrum wäre es doch auch schön, wenn wir unsere Arbeit schon während des Studiums nicht als lästige Pflicht, sondern als Bereicherung empfinden würden.
Möglichkeiten dafür finden sich oft an den Stellen, an denen wir uns sowieso die meiste Zeit aufhalten. Die Arbeit an unseren wissenschaftlichen Instituten zum Beispiel ist für uns als Studierende nicht nur ungeheuer komfortabel, sondern sorgt obendrein dafür, dass wir uns noch tiefer mit unserer Leidenschaft beschäftigen können. Auch Firmen suchen gerne Werkstudenten, die durch ihr Studium bereits erste Erfahrungen in ihrer jeweiligen Branche sammeln konnten. Praktika sind oft ein guter Weg, derartige Kontakte zu knüpfen und so auf eine längerfristige Beschäftigung hinzuarbeiten, die vielleicht sogar über euer Studium hinausgehen könnte. Die Möglichkeiten sind also da – ihr müsst nur Ausschau halten und euch nicht von der Undurchsichtigkeit des Arbeitsmarktes erschlagen lassen.