Wahrscheinlich bekommen wir schon nach der Überschrift dieses Artikels mindestens 40 wütende Hass-Mails. Die Hamburger sind schließlich ein relativ eigenes Völkchen: Tendenziell links, sehr weltoffen, aber trotzdem die härtesten Lokalpatrioten ever. Jaja, Hamburg ist das Tor zur Welt, ein Hort der guten Laune und Offenheit, die Perle des Nordens – wir kennen die ganzen Floskeln. Vor allem kennt sie mittlerweile auch jeder Hans und Franz, der in irgendeiner anderen Stadt wohnt und deshalb unbedingt und unumstößlich nach Hamburg ziehen möchte. Ja Kinners, wir haben es verstanden, ist ja gut: Hamburg ist wirklich ganz, ganz toll. Aber jetzt sagen wir euch mal, wie es wirklich aussieht. Hamburg ist schrecklich. Bitte kommt niemals hierher.
Diese nervige Glorifizierung der Stadt ist ja schon anstrengend genug, noch einen realeren Einfluss hat diese Schwärmerei allerdings, wenn sie dazu führt, dass immer mehr Leute den ganzen Schmarrn glauben. Seit Ewigkeiten ist der Wohnungsmarkt deswegen knapp, für die monatlichen Mietpreis einer Besenkammer in Hamburg bekommt man in Greifswald gefühlt ein privates Penthouse, inklusive persönlichem Butler. Hamburg ist zu einem völlig überlaufenen Hipster-Albtraum verkommen, die Schanze ist nur noch ein überdimensionierter Selfie-Spot für möchtegern-alternative Instagram-Hipster, die jedes Bild mit Avocado-Emojis und einem pseudo-deepen-Zitat aus der Max-Giesinger-Schule unterschreiben. Die Hafencity ist ein piekfeiner Architektur-Traum mit einem sündhaft teuren Konzertbau in der Mitte, der aussieht wie ein überdimensionierter Zerrspiegel, und trotzdem dominiert in den Straßen des Viertels keine lebhafte Metropole, sondern Grillenzirpen und durchs Bild fliegende Heuballen. Und überhaupt: Wer mal in Berlin war, weiß, wie eine Stadt mit breiten und diversen Kiezen aussieht. In Hamburg gibt es DIE Stadt. Und drumherum sind halt irgendwie Wohnungen.
Und bei diesem Rant über Hamburg als Studienstandort haben wir noch gar nicht von den Studienstätten selbst angefangen, die sich immer und immer wieder in ihrer Inkompetenz überbieten. Das großartige STINE-System der Universität Hamburg ist so legendär schlecht, dass man sich fragt, warum das nicht auch mal über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt ist. Schön und gut, dass die Uni Hamburg mittlerweile „exzellent“ ist – aber eine funktionierende digitale Infrastruktur bekommt sie trotzdem nicht hin. Das Geld musste schließlich für Renovierungen rausgehauen werden, damit beim Eintreffen des Wissenschaftsrats auch ja alles schick aussieht. Unser Studi-Ausweis ist im 20. Jahrhundert stecken geblieben – und ob ihr dafür wenigstens einen vernünftigen Studiengang bekommt, ist bei NCs jenseits von Gut und Böse sowieso ein Glücksspiel.
Also nein, liebes Hamburg, du kannst uns echt gestohlen bleiben! Was? Ihr ruft einen wütenden Mob mit Fackeln und Mistgabeln zusammen? Ihr denkt, man kann das auch ganz anders sehen? Ja okay, vielleicht. Machen wir dann einfach mal. Nächste Woche an dieser Stelle.