Ab heute geht auf den Hamburger Kiez wieder das Reeperbahn Festival los. Ein Event, das in seinen Dimensionen nicht nur für die Hamburger Konzertkultur ein absolutes Highlight darstellt, sondern auch Musiker und Musikbranche aus der ganzen Welt anlockt. Das Reeperbahn Festival gilt als eines der zentralen Branchentreffen, bei dem neben etlichen Konzerten auch viel Austausch am Rande der Bühnen passiert. Aber auch, wenn man einfach nur Fan von spannender Musik ist, sollte man sich das Event auf gar keinen Fall entgehen lassen – selbst dann, wenn einem die zahlreichen Namen im Line-up nichts sagen.
Dass ein Großteil der auf dem Reeperbahn Festival auftretenden Acts meistens keine großen Namen sind, hat System. Im Gegensatz zu den großen Major Events wie Rock am Ring versteht sich die Veranstaltung auf dem Kiez als Showcase Festival, auf dem vor allem die spannendsten Bands von morgen Gehör finden sollen. Beispiel gefällig? 2017 trat der britische Indie-Newcomer Yungblud noch vor einem erlesenen, kleinen Publikum im Kukuun auf. Nur ein Dreivierteljahr später eröffnete der Künstler die Hauptbühne von Rock am Ring und spielt mittlerweile im Docks ausverkaufte Konzerte. Und ja, sogar Ed Sheeran machte hier in Hamburg seine ersten Schritte. Und welche Hallen der mittlerweile füllt, müssen wir wohl niemandem erklären.
Neben diesem Fokus auf neue Künstler wird das Reeperbahn Festival aber auch immer mit großen Künstlern beehrt, die dort ganz besondere Konzerte spielen. Im letzten Jahr überraschten etwa Muse die Zuschauer und spielten eine Überraschungsshow, auf der sie zum allerersten Mal Songs ihrer neuen Platte spielten. Das Ganze fand darüber hinaus sogar im Docks statt, eine ungewöhnlich intime Location für eine Band, die sonst Arenen füllt. In diesem Jahr werden zum Beispiel Größe wie Mando Diao und Thees Uhlmann eine besonders kleine Show im Bahnhof Pauli spielen, in dem nur rund 200 Personen Platz finden. Foals mussten ihren Auftritt auf der Warner Music leider spontan absagen, für sie tritt aber wohl niemand geringeres als Rap-Star Bausa auf. Und auch Kummer, besser bekannt als Kraftklub-Frontmann Felix Brummer, hat einen Auftritt auf dem Festival angeteasert.
Zuletzt ist das Reeperbahn Festival auch wegen dem Keychange-Programm eine lohnende und unterstützenswerte Veranstaltung. Dass Frauen in der Musikbranche deutlich unterrepräsentiert sind, ist leider eine traurige Wahrheit. Auf dem Highfield Festival in der Nähe von Leipzig war das in diesem Jahr zum Beispiel wieder besonders sichtbar: Im gesamten Line-up des Festivals war mit der Rapperin Sookee nur eine einzige Frau vertreten. Die Keychange-Initiative, zu der auch das Reeperbahn Festival gehört, möchte das ändern. Bis zum Jahr 2022 soll das Line-up der teilnehmenden Festivals zur Hälfte aus Frauen bestehen – und der Wille dahin ist im Billing des Reeperbahn Festivals bereits jetzt sichtbar. Das Fest auf dem Hamburger Kiez ist daher auch eine fantastische Möglichkeit, sich mit dem in der Musik viel zu unterrepräsentierten Schaffen weiblicher Künstlerinnen auseinanderzusetzen – und damit hoffentlich einen ersten Schritt zu schaffen, der sich später auch auf weitere Teile der Branche ausbreitet.