Wer sich nach der Schulzeit für eine Uni statt für eine Ausbildung entscheidet, hat dafür mit Sicherheit viele gute Gründe. Einen Vorteil kann man dem direkteren Weg aber definitiv nicht absprechen: Die Finanzierung einer Ausbildung ist im Regelfall wesentlich entspannter. Immerhin kriegt man gleich für seine Haupttätigkeit direkt Geld ausgezahlt. Im Regelfall ist diese Bezahlung zwar absolut lausig, trotzdem kann sie meistens einen guten Beitrag leisten, um das bescheidene Erleben eines jungen Erwachsenen zu stützen. Wer wiederum studiert, der konzentriert sich auf eine völlig unentgeltliche Tätigkeit. Wer da nicht das Glück hat, von Eltern oder Staat finanziert zu werden, der muss zwangsläufig arbeiten gehen.
Glücklicherweise lassen die meisten Studiengänge das zeitlich auch zu – und selbst bei extrem vollen Stundenplänen kann man immer noch am Wochenende Schichten ackern. Andere Studiengänge haben wiederum gefühlt unendlich viel Zeit. Da machen alle Vorlesungen kombiniert teilweise nur zehn Semesterwochenstunden aus. Das klingt, als müssten die Studis solcher Fachrichtungen geradezu dazu verdonnert sein, anständig arbeiten zu gehen. Das Klischee des faulen Studis wird an solchen Stundenplänen geradezu zementiert. Wer soll denn jemanden ernst nehmen, der ein solches Lotterleben führt?
Natürlich ist diese Sichtweise viel zu kurz gedacht und wer derartig studiert, sollte aufpassen, sich nicht von dem Gerede Unbeteiligter beeinflussen zu lassen. Denn wer sich neben dem Studium für eine Arbeitsanstellung entscheidet, der muss auch die ganzen Studienbereiche bedenken, die nicht auf dem Stundenplan stehen. Wie viel Zeit muss ich für meine Hausarbeiten einplanen? Welche Ressourcen benötige ich für die Vorbereitung meiner Referate? Wer sich bei einer Zehn-Stunden-Uni-Woche einfach noch 30 Stunden Arbeit auftürmt, der könnte unter Umständen auf die Nase fallen.
Nachdem die finanzielle Sicherung vorhanden ist, gibt es aber vor allem eine Frage, die man sich stellen sollte: In welchem Bereich möchte ich mich persönlich weiterentwickeln? Ist das Studium für mich nicht nur eine Berufsausbildung, sondern auch die Möglichkeit, Kompetenzen in meinen persönlichen Interessen zu erweitern? Dann solltet ihr der Uni mehr Platz einräumen, denn studieren bedeutet nicht nur, seine Kurse abzuarbeiten, sondern auch darüber hinaus an seinem Fach zu arbeiten. Wer aber die Chance sieht, sich mit Nebenjobs noch weiterzubilden, für den spricht nichts dagegen, mehr Zeit in diese Seite des Lebens zu investieren. Am Ende entscheidet schließlich nur das Gefühl – und nicht das, was irgendwelche Vorurteile sagen.